Page 37 - Gehaltvoll 5.1
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loser winner doppelsieger

                                                              ich weiß noch
            ich weiß noch                                     als viele jahre später jemand plötzlich
            als mich mutter schlug.                           „ja gerne“ sagte, als ich ihn bat,
            mit ihren kleinen händen.                         mir etwas abzunehmen,
            aus scham, aus wut, hilflosigkeit.                wozu ich zu feige war.
            vor aller leute augen.                            und wirklich gerne meinte,
            jeder schlag und schrei von ihr                   mir zuliebe, ohne grund für mich.
            ein ja und nein zu mir.                           in seiner stimme, seinen gesten, seinem blick,
            um meinem hals,                                   brot und wein begann mit mir zu teilen.
            ein großes fragezeichen.

                                                              ich weiß noch
            ich weiß noch                                     als ich aus gewohnheit
            wie sie mich schubsten,                           nach der faust aufs auge suchte
            drohten, höhnten,                                 und sie nicht mehr fand.
            bis die erste träne sprachlos flehte.             vor angst erstarrte.
            eine fliege, die zu nahe kam,                     im stummen ohnmachtsschrei nach oben
            für die buben, ein jahr älter.                    ein rückenwind mich stupste,
            als sie mich wieder fliegen ließen,               die hand wort für wort zum öffnen brachte.
            lernte ich im zäune-heckenschatten                gewaltlosigkeitenschub.
            meine drückeberger-überlebenskunst.
                                                              ich weiß noch,
            ich weiß noch                                     wie es mir immer leichter fiel,
            als ich als junge                                 schwarz-weiß-gedanken zu zerreißen.
            beim suchenspielen mit nachbarskindern            feindbilderprojektile,
            in die verstecke meiner freunde                   die die angst des anderen verbargen,
            ein, zwei steinchen schmiss.                      mich nicht mehr täuschen konnten,
            dann immer mehr, größere, spitzere.               ich es wagte, die andere backe
            mit immer mehr an unbekanntem zorn.               nicht zu verstecken.
            weil ich mir selbst nicht traute,                 der erste schritt zum wir zur neuen waffe wurde.
            auch ihnen nicht, dass sie für mich waren.

                                                              ich weiß noch
            ich weiß noch                                     als ich appetit bekam
            als ich, ein junger mann, betrog im leben.        auf doppelsiegergnade,
            halbwahrheitenlebensstil.                         zwei sieger, ich und du, mein feind.
            im erstaunten aufschrei meiner gegner             ohne du kein ich.
            log und siegte,                                   wenn aus dem vergessen stieg,
            den slogan übte,                                  woher wir kommen,
            wie du mir,                                       wohin wir gehen,
            so ich dir.                                       wer wir in jesus christus sind.
            scheinheiligenzier.



                                                              Werner May



                                                                                                                     37
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