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Ein Bericht:                        Prügelstrafe ja erst spät abgeschafft).

                                            Diese  Bestrafung  kam  damals  für
                                            mich  aus  heiterem  Himmel!  Ich
        „Ich habe als Kind sehr schmerz-    wurde beschuldigt (auch mit „Zeu-
        liche Erfahrungen mit dem Be-       genaussagen“ von einigen anderen
        schämtwerden gemacht.               Kindern), dass ich gesehen hätte,
                                            dass ein anderes Kind irgendein
        Im  Kindergarten  in  den  frühen   Spielzeug in eine falsche Schublade
        1960ern, den ich besuchte, war es   aufgeräumt hätte und dadurch ein
        üblich, dass die Kindergärtnerin    Durcheinander entstanden sei. Ich    durch erwarb ich ja Anerkennung),
        die Kinder dazu anleitete, dass sie   konnte mich aber überhaupt nicht   emotionale Instabilität, Fehler ma-
        Kinder, denen ein Missgeschick      daran erinnern. Vielleicht war ich   chen galt für mich lange als „pfui“
                     gehaltvoll: Du brauchst dich nicht zu schämen
        passiert war, auslachten. Das Kind,   in Gedanken (ich war schon oft in   und ich fiel oft in ein emotionales
        dem etwas Dummes passiert war,      Tagträumereien versunken) und        Loch, wenn mir ein Fehler passiert
        musste sich in die Mitte des Stuhl-  hab eventuell wirklich in diese Rich-  war.
        kreises stellen, die anderen Kin-   tung geschaut; keine Ahnung. Und
        der (und die Erzieherin) saßen auf   selbst wenn, wäre diese demütigen-  Aufgearbeitet habe ich meine Erfah-
        den Stühlen und riefen im Chor:     de Bestrafung (wieder in Gegenwart   rungen mit Beschämung dadurch,
        „Schäm dich, schäm dich“, wobei     der anderen Kinder) absolut unan-    dass  ich  mich damit  beschäftigt
        sie beide Zeigefinger aneinander    gemessen gewesen. Der angebliche     habe. Auch die Akzeptanz, die ich
        rieben (so eine „Ätsch“-Geste). Ich   Grund für die harte Bestrafung war,   durch andere in meinem Leben er-
        weiß,  dass  ich  einige  Male  in  der   dass mir unterstellt wurde, dass ich   fuhr (Ehemann, Freunde), hat mir
        Mitte des Stuhlkreises stehen muss-  gelogen hätte, weil ich geleugnet   geholfen, zu wissen und zu glauben,
        te und kollektiv ausgelacht wurde.   habe, dass ich von der Aufräumakti-  dass ich „richtig“ und gewollt bin.
        Das schlimmste Erlebnis hatte ich,   on etwas mitbekommen habe.          Das Angenommen- und Geliebt-
        als ich es nicht geschafft hatte, mein                                   sein von Gott, immer wieder zuge-
        Pausenbrot aufzuessen -  da war     Wenn ich mich mit einer Freundin     sprochen und erlebt, das hat mir na-
        Leberwurst drauf, die ich als Kind   unterhalte, die ich aus Kindertagen   türlich viel geholfen und viel geheilt,
        nicht mochte. Zuerst wurde ich in   kenne, dann sagt diese, dass es ihr   auch Seelsorge, die ich regelmäßig
        den Waschraum eingesperrt - samt    immer  noch  eiskalt  den  Rücken    in Anspruch genommen habe. Vie-
        Leberwurstbrot. Aber ich schaffte es   runterläuft, wenn sie sich an die   les kam erst in meinen vierziger und
        nicht, dieses Brot aufzuessen, und   Stimme dieser Frau erinnert.        zu Beginn der fünfziger Lebensjahre
        weil ich dann auch noch so sehr     Als ich erwachsen war, habe ich ein   wieder hoch und ich habe mich da-
        weinte, ging das sowieso überhaupt   bisschen über das Leben und den     mit auseinandergesetzt.
        nicht. Irgendwann wurde ich wie-    Hintergrund dieser Frau erfahren     Was mir auch sehr zur Aufarbei-
        der aus dem Waschraum herausge-     und denke, dass sie auch viele un-   tung geholfen hat, war die Teilnah-
        holt und musste mich mit meinem     verarbeitete Dinge in ihrem Leben    me an einer Endlich-Leben-Gruppe
        verheulten Gesicht und dem Brot     hatte, die sie dann an den Kindern   und danach meine Ausbildung zur
        in der Hand in den Kreis stellen, wo   abreagierte.                      Kunsttherapeutin. Da machten wir
        ich dann ausgelacht wurde und mir   Durch ihre Härte war auch ich lan-   viele Selbsterfahrungsübungen und
        die Kinder: „Schäm dich!“ zuriefen.   ge schwächeren Kindern gegenüber   haben das Erlebte dann kreativ um-
        Es war ein schlimmes Erlebnis für   hart und habe ihnen gegenüber ver-   gesetzt. Das hat mir sehr gut getan
        mich, erst der verhasste Brotauf-   ächtlich reagiert. Das hat mich spä-  und viel geholfen – und ich war im-
        strich, dann eingesperrt und dann   ter sehr betroffen gemacht und ich   mer auch im Gespräch darüber mit
        ausgelacht zu werden. Wirklich ent-  habe mein Verhalten sehr bedauert   Jesus  verbunden.“
        würdigend war das!                  und bereut.                          (Katrin)

        Ein ähnliches Erlebnis, das mir sehr   Damit habe ich jetzt auch schon
        lange nachgegangen ist, war es, als   ziemlich die Frage nach dem Ein-
        mich die Kindergärtnerin (also, ge-  fluss, den es auf mich hatte, be-
        nau DIEJENIGE wieder) einmal        antwortet: Mangelndes Selbstwert-
        verhaut hat (war ja noch üblich,    gefühl, Selbstzweifel, Härte gegen
        auch in der Schule, da wurde die    Schwächere, Leistungsstreben (da-



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